Zimt in der Schwangerschaft: Erlaubt oder verboten?
Die Adventszeit ist verführerisch: Überall duftet es nach Mandeln, Vanille und Zimt. Ein Butterplätzchen hier, ein Vanillekipferl da und darf es noch ein leckerer Lebkuchen sein? Diese Leckereien sind auch für Schwangere verführerisch. Aber kann das Naschen unangenehme Folgen haben?
Es ist gut möglich, dass sich die Schlemmerei auf der Waage niederschlägt. Muss sie aber nicht. Der Sternekoch und „Gewürzpapst“ Alfons Schuhbeck weist aus gutem Grund immer wieder daraufhin: „Dick wird man ja nicht zwischen Weihnachten und Neujahr, sondern zwischen Neujahr und Weihnachten.“
Der klassische Weihnachtsduft kommt nicht ohne Zimt aus
Dennoch sollten sich Schwangere vor Augen führen, dass das Weihnachtsgebäck immer auch verschiedenste Gewürze enthält: Vanille, Kardamom, Anis oder Zimt zählen zu den traditionellen Weihnachtsaromen. Je nach Rezept kann die Zutatenliste länger oder kürzer ausfallen. Bei Gewürzen sollten Schwangere jedoch generell vorsichtig sein, denn diese werden nicht nur wegen des Geschmacks eingesetzt: Viele wirken verdauungsfördernd, appetitanregend oder antibakteriell. Gewürze sind daher in der Volksheilkunde seit Jahrhunderten bekannte Heilmittel und waren früher gegen allerlei Krankheiten und Zipperlein im Einsatz. Manche Gewürze und Kräuter können sogar Wehen auslösen.
Zimt ist ein solches uraltes Heilmittel, das aus der Rinde des Zimtbaumes gewonnen wird. Ursprünglich ist der Zimt in Südostasien beheimatet. Der echte Ceylon-Zimtbaum stammt aus dem Dreiländereck Sri Lanka, Myanmar und Bangladesch. Die Zimtkassie, aus welcher der Cassia-Zimt gewonnen wird, wächst in China. Mittlerweile ist für diese Zimtsorte Indonesien das Hauptanbaugebiet. Von Südostasien aus trat der Zimt seinen Siegeszug um die Welt an. Im Handel wird Zimt heute meist in zwei Formen angeboten – entweder als Stange oder zu Pulver vermahlen.
Zimt ist ein natürliches Schmerzmittel. Auf den Genuss von Zimt reagiert der Körper mit der Ausschüttung von Prostaglandin. Es entspannt die Muskeln.
Das Gewürz wird nicht nur wegen seines Aromas, sondern auch wegen seiner Wirkungen geschätzt. Beispielsweise wirkt sich Zimt positiv auf den Blutzuckerspiegel aus, kurbelt den Stoffwechsel und damit die Fettverbrennung an und schützt die Harnwege vor einer Blasenentzündung. Doch Schwangere sollten wissen, dass Zimt auch Wehen fördern kann.
Zimt kann auch Cumarin enthalten
Allein aus diesem Grund muss jedoch keine Frau auf das Gewürz verzichten. Experten haben errechnet, dass eine Frau in anderen Umständen 300 Gramm Zimt essen müsste, um gezielt Wehen auszulösen. Das Problem am Zimt ist ein anderes: Es heißt Cumarin. Zimt enthält eben nicht nur Zimtaldehyd als Hauptaromastoff, sondern auch den sekundären Pflanzenstoff Cumarin, der übrigens ebenso der Tonkabohne oder dem Waldmeister den unverwechselbaren Duft verleiht. Größere Mengen Cumarin können heftige Kopfschmerzen, Schwindel und Erbrechen verursachen. In großen Mengen gilt Cumarin als lebertoxisch und nierenschädigend.
In Deutschland sind zwei Arten von Zimt im Handel: Der hochwertige Ceylon-Zimt und der billigere Cassia-Zimt. Der Ceylon-Zimt wird sehr oft direkt als Zimtstange angeboten. Beim gemahlenen Zimt findet häufig der Cassia-Zimt Verwendung. Während beim Ceylon-Zimt laut Stiftung Warentest so gut wie gar kein Cumarin nachweisbar ist, kann Cassia-Zimt vergleichsweise viel Cumarin enthalten. Hier wurden für beinahe alle Proben entsprechende Nachweise erbracht.
Ceylon-Zimt ist während der Schwangerschaft definitiv der bessere Zimt
Möchten Sie während der Schwangerschaft in der Weihnachtszeit nicht auf den typischen Zimtgeschmack verzichten, sollten Sie drei einfache Tipps beherzigen:
- Selbst backen: So wissen Sie genau, was drin ist. Bei der industriellen Produktion von Weihnachtsgebäck wird aus wirtschaftlichen Gründen gern an der Qualität der Rohstoffe gespart – insbesondere bei den preisintensiven Gewürzen.
- Bio-Qualität kaufen: Bei der Qualität des Zimtes gibt es große Unterschiede. Zimt in Bioqualität ist zwar deutlich teurer, aber hier wird fast ausschließlich der hochwertige Ceylon-Zimt angeboten.
- Zimtstangen bevorzugen: Greifen Sie lieber bei Zimtstangen zu und lassen Sie den gemahlenen Zimt besser im Regal liegen. Auf einer Gewürzreibe lassen sich Zimtstangen ganz leicht selbst reiben.
Die Untersuchungen von Stiftung Warentest konnten zeigen, dass selbst Cassia-Zimtstangen nur sehr wenig Cumarin enthalten. Das dürfte im Herstellungsprozess begründet liegen. Damit die Cassia-Zimtstangen mit dem Ceylon-Zimt mithalten können und ansprechend aussehen, wird bei der Verarbeitung die unansehnliche äußerste Rindenschicht sorgfältig abgeschabt. Diese Schicht enthält jedoch das meiste Cumarin. Bei der Verarbeitung des Zimtes zu Pulver können diese Rindenteile ins Ausgangsmaterial und damit ins Zimtpulver gelangen.
Vorsicht jedoch vor Zimtkapseln als Nahrungsergänzungsmittel
Während der tägliche Genuss von zwei Gramm Zimt bei Erwachsenen als unbedenklich gilt, weil damit der Grenzwert von 0,1 Milligramm Cumarin pro Kilogramm Körpergewicht nicht überschritten wird, warnt das Bundesinstitut für Risikobewertung ausdrücklich vor Zimtkapseln während der Schwangerschaft. Gefährdet sind vor allem Diabetikerinnen, denn die Kapseln werden als Nahrungsergänzungsmittel zum Senken des Blutzuckerspiegels verkauft. Sie können große Mengen Cumarin enthalten. Außerdem ist hier ebenfalls die Menge an Zimtaldehyd erhöht. Somit könnte das Ungeborene geschädigt werden. Um das Kind im Mutterleib zu schützen, sollte außerdem auf die Verwendung von ätherischem Zimtöl während der Schwangerschaft beispielsweise in der Aromatherapie verzichtet werden. Es könnte durch seine hohe Konzentration die Gebärmutter stimulieren und somit vorzeitige Kontraktionen auslösen.
Lassen Sie sich jedoch von all dem nicht die Adventszeit und die Lust auf Zimtsterne verderben! Wer die Gefahren kennt, kann sie gekonnt umschiffen. Genießen Sie die Schwangerschaft und langen Sie beim Weihnachtsgebäck ruhig zu! In Maßen ist es, wie so Vieles im Leben, erlaubt.
Vita 34 wünscht Ihnen und Ihren Liebsten eine besinnliche Adventszeit!