Tissue Engineering wird erwachsen
Laut einem Artikel im Medizinjournal „The Lancet„ ist das Tissue Engineering, also das Züchten von Organen im Labor, den Kinderschuhen entwachsen. In der aktuellen Ausgabe wird vom Fall einer Frau berichtet, die seit fünf Jahren mit einer gezüchteten Luftröhre lebt.
Einer damals dreißigjährigen Patientin kollabierte in Folge einer Tuberkuloserkrankung die linke Hauptbronchie. Mittels konventioneller Behandlung hätte sie einen Großteil des betreffenden Lungenflügels verloren und drastische Einschränkung der Lebensqualität und Lebenserwartung in Kauf nehmen müssen.
Ein internationales Team um Paolo Macchiarini wagte ein kühnes Verfahren: Erstmals entnahmen sie einem verstorbenen Spender ein sieben Zentimeter langes Stück Luftröhre und entfernten alle Zellen. Das nach sechs Wochen übriggebliebene Luftröhrengerüst besiedelten sie mit Knorpelzellen der Patientin, die sie zuvor aus ihren Knochenmarkstammzellen gewonnen hatten. In einem Bioreaktor wurde so eine neue Luftröhre entwickelt, die der Patientin 2008 eingesetzt wurde. Da körpereigene Zellen verwendet wurden, hofften die Ärzte, gefährliche Abstoßungsreaktionen vermeiden zu können.
Der Plan ging auf: Heute, fünf Jahre später, führt die Patientin ein normales Leben, ist berufstätig. Ihre Lungenwerte sind normal und sie zeigt keine Abstoßungsreaktionen gegen das Organ. Einzig eine Vernarbung im Gewebe musste operativ behandelt werden. Die behandelnden Ärzte sprechen in ihrem Artikel von einem sicheren und vielversprechenden Ansatz des Tissue Engineering.
Nach einer ähnlichen Methode wurde auch Mitte dieses Jahres ein 2-jähriges Mädchen aus Südkorea behandelt, das ohne Luftröhre zur Welt gekommen war.