Sensible Giganten – 83 Tanks ziehen um
Wer meint, dass man nur ein paar kräftige Umzugshelfer engagieren muss, um die knapp über 80 zwei Tonnen schweren Stahltanks auf Rollen ins Nachbargebäude zu befördern, der irrt gewaltig. Schon einmal – vor zehn Jahren – mussten unsere Tanks umziehen. 2003 waren es nur 19, doch sie mussten durch ganz Leipzig transportiert werden. Heute hat sich ihre Anzahl fast verfünffacht.
Zwei Wochen lang wirbelten wir zusammen mit Spezialkräften von DB Schenker aus Dresden, die viel Erfahrung mit dem Transport von hochsensiblen Elektronikgeräten haben, damit diese stählernen Kolosse wohlbehalten von der BioCity in den benachbarten BioCube ihr neues Zuhause beziehen konnten. Kurz nach der offiziellen Einweihung des BioCube durch den Leipziger Oberbürgermeister Burkard Jung am 18. April hatten wir es dann auch endlich geschafft.
Bestens geschützt gegen Stöße und Schräglagen
Wo lauert die Gefahr beim Transport? Nun, größere Stöße oder Neigungen der Kolosse können die darin enthaltenen Nabelschnurblut-Präparate beschädigen. Heftige Erschütterungen würden die tief gefrorenen Blutbeutel zerspringen lassen wie Glas. Kommt dann noch eine zu starke Schräglage hinzu, könnte flüssiger Stickstoff vom Tankboden in beschädigte Blutbeutel gelangen und diese kontaminieren. Das alles darf natürlich nicht passieren. Vorsicht heißt also die Mutter der Porzellankiste, oder vielmehr der Tanks.
Der Pegelstand des flüssigen Stickstoffs in den Tanks wurde daher vorsichtshalber schon in den Tagen zuvor für den Umzug etwas abgesenkt, um ein Kontaminationsrisiko zusätzlich zu verringern. Da unsere Tanks bis zu drei Wochen ohne ein Nachfüllen von Stickstoff die tiefen Temperaturen halten, bestand für die Nabelschnurblut-Präparate zu keiner Zeit das Risiko, zu warm zu werden.
Gewissenhafte Planung und größte Sicherheitsvorkehrungen
Wir installierten an jedem Tank einen Stoß- und einen Neigungssensor, die sofort Alarm schlagen würden. Der Transport erfolgte in einem speziell angefertigten Stahlgerüst, in dem die Tanks hängend und von allen Seiten fixiert von einem Gabelstapler befördert werden konnten.
Damit bei dem gewichtigen Gut das Pflaster auf dem gut 50 Meter langen Fußweg nicht leidet und der Gabelstapler womöglich in Gitterroste einbricht, wurden im Vorfeld Schwerlastplatten aus Aluminium auf dem gesamten Weg verlegt.
Zuvor legte man eine Vakuum-Stickstoffleitung vom 30.000 Liter fassenden Stickstoff-Vorratstank aus dem Hof der Bio City ins neue Lager im BioCube, so dass im neuen Zuhause nahtlos weitergearbeitet werden konnte.
Über 62 Stunden unterwegs
Für den Transport jedes einzelnen Stahlriesens von der BioCity in den BioCube brauchten die Spezialisten durchschnittlich etwa 45 Minuten. Zunächst mussten die Zuleitungen der Kontrollgeräte zur elektronischen Anzeige von Temperatur und Stickstoffpegel getrennt werden. Dann ging es auf einem besonders flachen, manuell betätigten Gabelstapler über den Lastenaufzug vom ersten Obergeschoss nach unten, hinaus in den Hof der BioCity.
Dort wurde der Tank in ein speziell dafür gebautes Gehäuse eingeschoben, aufgehängt, gesichert und von einem motorbetriebenem Spezial-Gabelstapler im Schritttempo in Richtung BioCube gefahren. Nun galt es noch eine kleine Stützmauer zwischen beiden Grundstücken zu überwinden. Wie? Ein Gabelstapler übergab einem zweiten die wertvolle Fracht, der den Tank bis zum Eingang der Poststelle beförderte um dann wieder mit einem speziellen, flachen Stapler hinein in die neue Lagerhalle im BioCube transportiert zu werden.
Professionalität nicht Preis entscheidet
Dank der professionellen Unterstützung von DB Schenker ist der gesamte Umzug ohne Störfälle oder Probleme abgelaufen. Keiner der Schock- oder Neigungssensoren hat je ausgeschlagen. Dies ist auch auf den jeweiligen Protokollen für jeden Tanktransport dokumentiert.
Obwohl nicht der Kostengünstigste, hatten wir uns im Vorhinein ganz bewusst für diesen Partner entschieden, der uns bereits 2003 Können und Know-How bewies. Denn bei einer solch wertvollen Fracht darf einfach nichts schief gehen!
Platz für 140 Nabelschnurblut-Tanks
Im BioCube haben wir jetzt Platz für etwa 140 Tanks. Bei der stetig zunehmenden Anzahl an Tanks haben wir auch gleich dafür gesorgt, dass Wartung und Nachfüllen von Stickstoff schneller vonstatten gehen können. Dies erfolgte mit der Installation eines halbautomatischen Abfüllstandes mit vier, statt bislang zwei Stickstoffanschlüssen. Weil unser Reinraumlabor und damit auch die aktuellen Einfriertanks in der BioCity beheimatet bleiben, werden wir übrigens künftig ein bis zwei Mal im Jahr einen solchen Umzug im kleineren Stil wiederholen.
(Jürgen Hoffmann)