Pressemitteilung vom

Mit Nabelschnurblut gegen Zucker

Münchner Ärzte wollen Diabetes bei Kindern mit neuer Therapie stoppen

Leipzig. Sonja Eichhorn* ist drei Jahre alt und leidet an Diabetes. Sie könnte als erste Patientin in Deutschland von einer neuen Therapiemethode mit ihrem eigenen Nabelschnurblut profitieren.

Im Februar 2008 stellten die Ärzte bei Sonja Typ-1-Diabetes fest, eine Form der Zuckerkrankheit, von der meist Kinder und Jugendliche betroffen sind. Für ihre Eltern ein Schock. Eine neue Diabetes-Studie an der Technischen Universität (TU) München lässt sie nun hoffen.

Die Studie untersucht, ob durch die Gabe von eigenem Nabelschnurblut die körpereigene Insulinproduktion aufrecht erhalten werden kann. „Wir hoffen, dass die Kinder weniger Insulin brauchen und eine bessere Stoffwechseleinstellung haben“, erklärt Heike Boerschmann, Ärztin und Studienkoordinatorin dieser Diabetesstudie der Forschergruppe Diabetes der TU München. Die Eichhorns hatten bei Sonjas Geburt im März 2006 vorsorglich ihr Nabelschnurblut bei der Nabelschnurblutbank Vita 34 aufbewahren lassen. „Die Einlagerung haben wir in der Hoffnung vorgenommen, dass sie zu einem späteren Zeitpunkt für unsere Tochter oder für andere Familienmitglieder von Vorteil sein könnte. Eine Diabetes-Erkrankung war für uns zu der Zeit nicht abzusehen, wir hatten auch bisher in der Familie keinerlei Vorerkrankungen“, so Susanne Eichhorn.

Eigene Zellen sollen helfen

Sonja und inzwischen zwei weitere Kindern erhielten im Rahmen der Studie bereits ihr eigenes Nabelschnurblut in Form einer Bluttransfusion – sieben weitere Kinder werden noch an der Studie teilnehmen. Zwei Jahre lang werden die kleinen Patienten regelmäßig auf ihre Blutzuckerwerte und ihren Insulinbedarf hin untersucht. Die Ergebnisse werden mit denen einer Kontrollgruppe verglichen.

Die Ergebnisse einer ähnlichen Studie in den USA sind bereits vielversprechend. Die behandelten Kinder benötigten im Vergleich zu konventionell behandelten Kindern weniger Insulin und hatten einen niedrigeren Langzeitblutzuckerwert. Eine vollständige Heilung ist durch die Therapie nicht zu erwarten, aber eine deutliche Besserung der Lebensqualität. „Wenn wir es schaffen, die Blutzuckerwerte stabil zu halten, fallen die gefährlichen Langzeitschäden geringer aus, etwa an den Nieren, Augen und großen Gefäßen“, so Boerschmann.

„Jetzt beginnt, was wir immer vermutet haben: Die Therapien mit Nabelschnurblut werden ihren Platz in der modernen Medizin finden. Das zeigt sich nicht nur bei der Diabetes-Studie. Auch andere bislang unheilbare Erkrankungen werden zunehmend mit Nabelschurblut behandelt“, so Dr. Eberhard Lampeter, Gründer der Nabelschnurblutbank Vita 34. Allein 2008 und 2009 erhielten weltweit über 120 Kinder, die hauptsächlich an Hirnschäden oder Typ-1-Diabetes litten, ihr eigenes Nabelschnurblut verabreicht. Auch Vita 34 hat 2009 so viele Nabelschnurblut-Präparate zur Behandlung abgegeben, wie nie zuvor.

*Namen auf Wunsch der Eltern geändert  

 

Über Vita 34

Das Unternehmen wurde 1997 von Ärzten in Leipzig gegründet und ist die älteste und größte private Nabelschnurblutbank im deutschsprachigen Raum. Bislang haben sich mehr als 69.000 Eltern entschieden, das Nabelschnurblut ihres Kindes bei Vita 34 einlagern zu lassen. Elf Kinder wurden bereits mit ihrem eigenen oder dem Nabelschnurblut ihrer Geschwister, das bei Vita 34 eingelagert war, behandelt. Vita 34 kooperiert mit renommierten Forschungseinrichtungen auf dem Gebiet der Stammzellforschung. Schwerpunkte sind die Grundlagenforschung zur Alterung und Vermehrung von Stammzellen sowie die Entwicklung neuer, stammzellbasierter Therapien auf den Gebieten Schlaganfall, Herzinfarkt und Typ-1-Diabetes.  

 

Über Diabetes Typ 1

Der Typ-1-Diabetes ist eine Form der Zuckerkrankheit, von der in Deutschland rund 250.000 Menschen betroffen sind. Meistens beginnt die Erkrankung schon im Kindes- und Jugendalter, aber auch im fortgeschrittenen Alter kann sich ein Typ-1-Diabetes entwickeln. Anders als beim sehr viel häufigeren Typ-2-Diabetes, bei dem das den Blutzucker senkende Hormon Insulin nicht ausreichend wirkt, besteht beim Typ-1-Diabetes ein absoluter Insulinmangel, der meist durch eine Fehlreaktion des körpereigenen Immunsystems verursacht wird. Die Insulin produzierenden Zellen der Bauchspeicheldrüse werden zerstört. Typ-1-Diabetes ist derzeit noch nicht heilbar, die Betroffenen müssen lebenslang Insulin spritzen. Die Ergebnisse der Diabetesstudien in den USA und Deutschland könnten den Medizinern eine neue Möglichkeit zur Behandlung des Typ-1-Diabetes bei Kindern bieten. Das Risiko für Langzeitfolgen könnte für die betroffenen Patienten verringert und deren Lebensqualität erheblich verbessert werden.