CTG – ab wann du den Herzschlag deines Babys messen kannst
Wenn werdende Eltern zum ersten Mal den Herzschlag ihres noch ungeborenen Babys hören, bekommen sie nicht selten Tränen in den Augen. Den ersten Herzton zu hören, gilt als einer der emotionalsten Momente währen der Schwangerschaft. Doch wie und mit welchem Gerät werden die Herztöne deines Babys gemessen? Wir erklären dir, wie und wann der Herzschlag deines Babys während der Schwangerschaft kontrolliert wird und dass dazu nicht unbedingt ein CTG nötig ist.
Erste Herztöne ab SSW 6
Ab SSW 6 fängt das kleine Herz deines Kindes an zu schlagen. Hast du in dieser Woche deinen Kontrolltermin bei deinem Gynäkologen/deiner Gynäkologin, kannst du mit etwas Glück schon die ersten Herztöne deines Babys hören. Die erste Ultraschall-Untersuchung findet in dieser Zeit der Schwangerschaft statt, also zwischen SSW 6 und SSW 12, bei dem sogenannten Early Screening. Die meisten Early Screenings werden ab der 9. Woche gemacht. Zu diesem Zeitpunkt ist die Wahrscheinlichkeit, dass du dein Baby im Ultraschall gut erkennen kannst und auch die ersten Herztöne gut hörst, sehr wahrscheinlich.
Herzschlag messen mit CTG
Eine weitere Möglichkeit, während der Schwangerschaft den Herzschlag deines Babys zu messen, ist das sogenannte CTG. CTG steht für Cardiotocography, zu deutsch Kardiotokografie. Es handelt sich hierbei um einen Wehenschreiber, der die Herzaktivität des noch ungeborenen Babys und die Wehenaktivität der werdenden Mutter aufzeichnet.
Ein CTG wurde lange ab der 30. SSW bei jeder Vorsorgeuntersuchung gemacht. Damit sollte sichergestellt werden, dass es keine Unauffälligkeiten bei Mutter oder Kind gibt und dass die Wehen der Mutter die Herzfrequenz des Babys nicht negativ beeinflussen. Das ist für eine unkomplizierte Geburt wichtig.
CTG ab 2021 keine Pflicht mehr
Seit dem 1. Januar 2021 darf ein CTG während der Schwangerschaft nur in medizinisch begründeten Fällen durchgeführt werden. Der Grund hierfür ist die Befürchtung, dass Ultraschallwellen sich negativ auf das ungeborene Kind auswirken könnten. Sowohl beim CTG als auch bei Ultraschalluntersuchungen entstehen Ultraschallwellen. Obwohl es bisher keine ausreichende Studienlage dafür gibt, dass ein CTG wirklich schädlich für dein Baby ist, hat der Gesetzgeber verordnet, dass bei Schwangeren standardmäßig nur noch 3 Ultraschalluntersuchungen und gar kein CTG durchgeführt werden dürfen. Das gilt, sofern es keine gesundheitlichen Gründe für weitere Ultraschall-Untersuchungen gibt. Das bedeutet, dass bei Frauen mit einer unauffälligen Schwangerschaft sogar ganz auf ein CTG verzichtet werden könnte.
Gründe für ein CTG während der Schwangerschaft
Wird dir trotz der neuen Gesetzeslage während der Schwangerschaft ein CTG angeboten, könnte eine der folgenden Auffälligkeiten der Grund dafür sein:
- Schwangerschaftsdiabetes
- Übergewicht und Diabetes
- Erhöhter Blutdruck oder Präeklampsie
- Blutungen
- Leber- und Gallenblasenerkrankungen in der Schwangerschaft wie Schwangerschaftscholestase
- Drohende Frühgeburt
- Vorzeitige Wehen
- Auffällige Herztöne beim Baby
- Plazentastörungen
- Fruchtwasserstörungen
Ordnet dein Arzt/deine Ärztin ein CTG noch während der Schwangerschaft an, muss nicht immer ein ernstes Problem dahinterliegen. Ihr solltet das Thema aber auf jeden Fall besprechen und abwägen, ob ein CTG wirklich erforderlich ist. Traue dich, hier ganz gezielt nachzufragen – es geht um deine Gesundheit und die deines Babys.
So funktioniert ein CTG
Beim CTG werden dir 2 Sensoren auf den Bauch gelegt, die so ähnlich aussehen wie der vordere Teil des Abhörgerätes von Ärzten. Diese werden mit Gurten oder einem Stoffband fixiert. Ein Sensor zeichnet die Herztöne deines Babys auf, die andere reagiert auf unterschiedliche Spannungen deiner Bauchdecke und misst somit die Wehentätigkeit. Ein Rechengerät zeichnet beide Kurven auf und am Ende werden die Messungen ausgedruckt, um sie zu beurteilen.
Ein CTG dauert in der Regel 30 Minuten und ist völlig schmerzfrei. Falls bei dir ein CTG gemacht werden muss, empfehlen wir dir, etwas zum Lesen dabeizuhaben. Am Anfang ist ein CTG vielleicht noch aufregend, da du die Herztöne deines Babys hörst. Nach ein paar Minuten kann ein CTG aber auch schnell monoton werden.
CTG während der Geburt
Seit der Neuregelung ab Januar 2021 gehört das CTG auch in der Geburtsklinik nicht mehr zu den Routineuntersuchungen. Wenn keine Komplikationen vorliegen, kann es sein, dass während der gesamten Geburtsphase auf ein CTG verzichtet wird und stattdessen die Herzfrequenz per Abhören in einer 1:1-Betreuung gemessen wird.
Wahrscheinlicher ist es aber, dass dir ein CTG angeboten wird. Wenn du Zweifel an der Notwendigkeit hast, lass dir erklären, warum es von den Hebammen oder Ärzten als notwendig erachtet wird. Das schafft Vertrauen und alle ärztlichen Entscheidungen bleiben für dich nachvollziehbar.
Gründe für ein CTG während der Geburt
Es gibt bestimmte Gründe, bei denen ein CTG während der Geburt begründet sein kann. Dazu gehören:
- Plötzlicher Geburtsstillstand
- Zu starke und zu häufige Wehen („Wehensturm“)
- Sehr niedriger oder sehr hoher Blutdruck der Mutter
- Ungewöhnlich langer Geburtsprozess
- Fieber
- Grünes Fruchtwasser
Bei bestimmten gesundheitlichen Komplikationen kann sogar ein Dauer-CTG angeordnet werden. CTGs gibt es mittlerweile auch kabellos, das heißt, du kannst dich auch mit Wehenschreiber frei bewegen und bist nicht die ganze Zeit an einen Apparat gekettet.
CTG ja oder nein – Fazit
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass ein CTG heutzutage nicht mehr zu den Routineuntersuchungen einer Schwangerschaft zählt, sobald diese als komplikationslos oder komplikationsarm (low risk) gilt. Wird bei dir ein CTG angeordnet, ob während der Schwangerschaft oder während der Geburt, kann das gute Gründe haben.
Die Ärzte und das medizinische Fachpersonal sollten jedem Zeitpunkt in der Lage sein, dir zu erklären, warum ein CTG in deinem Fall medizinisch notwendig ist. Das gilt im Übrigen für alle Entscheidungen seitens der Ärzte und Hebammen. Scheue dich nicht, zu fragen – das ist dein gutes Recht als Patientin!